Bewertung : 7.5 von 10 Punkte
Eine “musikalische Macht von galaktischen Ausmaßen” erwartet den Hörer von “Symphonies Of Saturnus” laut Infoschreiben.
Gegen Ende des Intros wird die Musik dann auch symphonisch mächtig, und wenn der erste Song “ESP” losknüppelt, offenbart sich der ‘Modern Symphonic Dark Metal’ als Mischung aus Death und Black Metal mit einigen elektronisch-sphärischen Flächen, maschinellen Drums und Gesang zwischen mäßig tiefen Grunts, gefauchten Screams und klaren Passagen.
Ganz erschließt sich mir noch immer nicht, warum man, wenn man über einen richtigen Drummer verfügt, diesen mittels technischen Möglichkeiten klingen lässt, wie ein mal eben schnell zusammenprogrammiertes virtuelles Drumset, aber der tendenziell elektronisch-kalte Gesamtsound von “Symphonies Of Saturnus” lässt das Triggerfest passend erscheinen.
Auch sonst gibt es tontechnisch kaum etwas auszusetzen, massiv und transparent schieben Aeons Confer ihre Riffs und wechselhaften Songs durch die Lautsprecher; gelegentliche Ausrutscher ins digitale Clipping bleiben im Rahmen und stören den Eindruck nicht empfindlich.
Die symphonischen Elemente wurden direkt aus der Mitte der Neunziger importiert und lassen ein fast schon nostalgisches Gefühl entstehen, dank modern-industrieller Synthesizer geraten Songs wie “Probe” aber nicht zur Dimmu-Borgir-Hommage.
Die Stimmen sind durchweg gelungen, wenn auch die aggressiven Vocals nicht viel Besonderes bieten. Der Klargesang dagegen weiß zu gefallen und erinnert ein wenig an Jonas Renkse, nur mit weniger hauchzartem Gefühl … das wäre in den kosmisch-infernalischen Kompositionen von Aeons Confer auch reichlich fehl am Platze.
Während die gesungenen Melodien nicht unbedingt die Ohrwurmqualitäten von 80er-Haarspray aufweisen, sind sie immerhin atmosphärisch gelungen und verlieren sich nicht in der grauenhaften Beliebigkeit der norwegischen Berühmtheiten.
Die breaklastigen Songs der Hamburger schrammen immer knapp am Chaos vorbei, wenn sie den roten Faden verlieren, finden sie ihn aber zumeist recht bald wieder. Trotzdem ist “Symphonies Of Saturnus” keine Popcornmusik zum Nebenhernaschen, sondern ein schweres Menü, das Aufmerksamkeit verlangt und daher mit seinen fast 80 Minuten Spielzeit sehr anstrengend werden kann, zumal die verschiedenen Songs so verschieden, soll heißen: charakteristisch, nicht sind.
Es ist nicht fair, einer Band vorzuwerfen, dass sie zu viel bietet fürs Geld, das gebe ich zu; im Falle von “Symphonies Of Saturnus” wäre weniger trotzdem mehr gewesen, so verliert der Hörer bald das Interesse.
Der Mangel an dynamischer Spannung in den Songs wirkt da auch nicht eben hilfreich. Das Konzept der Masseträgheit ist mir bekannt, ich weiß auch, dass ein Raumschiff schwer wieder anzuhalten ist, wenn es einmal auf Tempo gebracht wurde. Ausflüge in ruhigere Gefilde wären dem Höreindruck dennoch zuträglich gewesen.
Wer ununterbrochen geprügelt wird, spürt die Schläge irgendwann nicht mehr, und wenn man über eine Stunde lang durch einen Asteroidenschauer brettert, lässt irgendwann die Konzentration nach. Auch langsamere Momente wie in “Aeonized” helfen da wenig, wenn die Gitarrentriebwerke trotzdem auf voller Leistung laufen.
“Symphonies Of Saturnus” ist ohne Zweifel ein starkes Album, bei dem Genrefans bedenkenlos zugreifen können und das ausreichend eigenen Charakter entwickelt, um eine spannende Zukunft erhoffen zu lassen.
Value for money noch dazu, weil man nach etwa der Hälfte der Spielzeit eine Zäsur erzwingen kann und dadurch im Grunde zwei Alben bekommt.
Quelle: AEONS CONFER – Symphonies Of Saturnus von Mystagog / NecroWeb Magazin.
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