Bewertung : 8 von 10 Punkte
Angesichts der Selbstdarstellung von Creature hätte ich mit urig rohem Black Metal gerechnet und bin ob der in Wahrheit recht modernen Ausprägung der Musik auf “Helioskron’” doch überrascht.
Black Metal ist das wohl, an vielen Stellen rabiat und rasend schnell, aber dann eben auch immer wieder sphärisch schwebend, auf cleanen Gitarren dahingleitend, geradezu postschwarzmetallisch.
Entsprechend gut produziert präsentiert sich das Album, klar, sauber und modern kühl – die hässlichen hörbaren mp3-Artefakte schreibe ich der rein elektronischen Bemusterung zu.
Die Trommeln mögen manchem etwas zu steril klingen, aber das Klangbild ist insgesamt viel zu stimmig und passend, als dass irgendwer ernsthaft Kritik äußern könnte.
Auffällig ist die Performance von Sänger Alexander, der zwar nicht ganz die manische Intensität und den packenden Irrsinn von Rainer Landfermann auf Bethlehems “Dictius Te Necare” erreicht, aber doch eine ähnliche Stimmfarbe und immerhin einen vergleichbaren Habitus an den Tag legt.
Es scheinen weniger Zorn oder okkulter Dämonismus die Stimmbänder in Schwingung zu versetzen, sondern eher höchste Verzweiflung – und jede Menge Überzeugung. Lediglich die gesprochenen Passagen (“Aeon”) wirken etwas gekünstelt und wollen mehr, als dass sie sind.
Das vergisst man aber gerne wieder, wenn Creature direkt in der Folge wie die Derwische durch “Mein Labyrinth” wüten und sich mit Tempo, Gewalt und Technik einfach einen eigenen Ausgang durch die Wände des Irrgartens brechen.
So schaffen sie es auch, trotz einiger Richtungswechsel nie die Orientierung im Song zu verlieren. Schade, dass sie am Ende doch keinen Ausweg finden und einfach immer leiser werden, bis die letzten Echos an den eingerissenen Wänden brechen.
“Flammenhunger” punktet mit Blasts, die Schlagzeuger Gregor durch geschickte Ungewöhnlichkeiten zum Grooven bringt; der Klargesang dagegen stört zwar nicht, ist aber so aufregend auch nicht. Eines wird über die gesamte Albumlänge klar: Creature schreiben grundsolide Songs und orientieren sich an Genre-Konventionen, scheuen aber den einen oder anderen Regelverstoß zum Zwecke der Abwechslung und Spannung nicht. Dass ihnen dabei ein so hörenswertes Album wie “Helioskron’” glückt, spricht klar für das Talent der Musiker.
Das Einzige, was Creature noch fehlt, sind die Hits, die Momente, Riffs und Worte, die sich so tief ins Bewusstsein des Hörers graben, dass sie noch Jahre später wie aus dem Nichts auftauchen können.
“Helioskron’” wird dadurch aber nicht schlechter und ist jedem Fan urig-modernen Black Metals bedenkenlos ans kalte Herz zu legen.
Quelle: CREATURE – Helioskron’ von Mystagog / NecroWeb Magazin.
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