Bewertung : 10 von 10 Punkte
Schon seit Längerem sind die Romane “Dragon Touch” und “Dragon Fire”, Band 3 und 4 der “Drachenwandler”-Serie von Autorin G. A. Aiken, im Handel erhältlich. Doch wie bereits bei den ersten beiden Teilen, veröffentlicht der Piper Verlag nun auch diese zwei Romane in nur einem Band.
Geballte erotische Fantasy auf 1008 Seiten ist das Ergebnis – und dieses kompakte Lesevergnügen, soviel sei jetzt schon gesagt, sollten sich all jene zulegen, die auf die Verbindung von Erotik, Fantastik und Liebesgeschichten stehen.
Nicht zu vergessen ist diesbezüglich auch die gehörige Portion Humor, die Aiken in ihre Romane stets einbindet.
Des Öfteren nimmt die Autorin dabei ihre erdachten Figuren selbst aufs Korn, indem sie ihnen Eigenschaften verpasst, die schnell die Sympathien der Leser für die jeweils im Mittelpunkt stehenden Charaktere wachsen lassen, ein Schmunzeln beim Lesen garantieren und die hier beschriebenen Drachen (mit ihren Ecken und Kanten) äußerst ‘menschlich’ wirken lassen.
Dadurch und durch den flüssigen Schreibstil Aikens lesen sich auch die vorliegenden Romane wie von selbst.
Insgesamt spart die Autorin – entsprechend der stilistischen Ausrichtung – auch nicht an erotischen Momenten. Je nach Figur fallen diese mal ‘härter’, mal romantischer aus. Sprachlich bleibt Aiken diesbezüglich aber auf gleichbleibendem Niveau, das weder zu obszön und salopp noch zu kitschig oder hochtrabend ausfällt.
Gleichzeitig gewährleistet Aiken, die einzelnen Bände unabhängig voneinander lesen zu können.
Obschon sich alles um die ‘Drachenfamilie’ und ihre Gefährten dreht, von der man übrigens schnell ein Teil wird und sich an den immer wieder neuen Abenteuern dieser außergewöhnlichen Sippe kaum satt lesen kann, ist ein Vorwissen zwar sinnvoll und mehr noch lohnenswert, doch auch ohne die ersten Bände gelesen zu haben, versteht man die neuen Handlungen. Ein Talent, das nicht allen Autoren bescheinigt werden kann, Aiken jedoch durchaus hervorragend beherrscht.
Dazu gehört auch, dass sie bereits ‘abgehandelte’ Figuren immer wieder in den neuen Geschichten, die einstige Nebenfiguren zu Protagonisten umwandeln, mitspielen lässt.
Wie dies im Einzelnen aussieht, darüber geben die Klappentexte der hier zu besprechenden Bände Auskunft:
Band 3: “Dragon Touch”
“Der Drache Gwenvael ist bezaubert, als er dem schrecklichsten Geschöpf der Nordlande begegnet. Dagmar ist ein Eisklotz in Menschengestalt, der sich ob seiner Reize völlig unbeeindruckt zeigt. Doch Gwenvael setzt ihrer Zurückhaltung sein ganz eigenes Feuer entgegen …”
Insbesondere die Konstellation und ihre innewohnende Gegensätzlichkeit der beiden Hauptfiguren Gwenvael und Dagmar verleihen dem Roman eine ganz eigene Dynamik.
Zudem integriert Aiken bereits jetzt mehrere weitere neue Figuren, die in späteren Veröffentlichungen noch wichtige Rollen spielen.
Sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren sind perfekt ausgearbeitet. Ähnlich plastisch und detailverliebt gestaltet Aiken ihre unterschiedlichen (aber überschaubaren) Schauplätze und (im Falle von “Dragon Touch” selten vorkommenden) Kampfsequenzen. Alles zusammen lässt beim Leser Bilder vor dem inneren Auge entstehen, sodass man beinahe behaupten kann, die Gestaltwandler-Serie sei insgesamt absolut kinotauglich.
Band 4: “Dragon Fire”
Dieser Teil steht den bereits vorausgegangenen in nichts nach, und doch unterscheidet er sich an einigen Stellen von seinen Vorläufern; so übernimmt beispielsweise erstmals eine weibliche Figur, die Drachin Keita, die führende Rolle in der “Drachenwandler”-Reihe.
“Die Drachin Keita hält ihre Verehrer gern auf Schwanzeslänge Abstand. Bis Ragnar der Listige auftaucht, ein attraktiver Blitzdrache, der als Einziger kein Interesse an Keita hat – und sie damit auf die Palme bringt …”
Gemäß ihrer Charaktereigenschaften findet der Leser in der folgenden Handlung kaum romantische Züge vor. Der Schwerpunkt des Plots liegt vielmehr auf einem sich anbahnenden Krieg, bei dem die Liebesgeschichte eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Macht, Intrigen, Spionage und Kämpfe stehen auf der Tagesordnung der familiären Drachen und ihren menschlichen Verbündeten. Dies bedeutet für den Leser einiges an Spannung, aber zugleich auch eine wachsende Komplexität der Gesamthandlung.
Ebenfalls neu – und umso schlimmer für alle Leser, bei denen der Konsum der “Dragon”-Reihe inzwischen zur Sucht geworden ist – ist das recht offen gehaltene Ende. Ein episches Finale ist damit eindeutig auf einen weiteren Band vertagt worden. Das tut der Unterhaltung aber keinen Abbruch.
10 Punkte für einen Doppelband, der trotz des Taschenbuchformats solide gebunden ist und mehrere Stunden eine witzige, teils auch emotionale Lektüre bietet.
Quelle: G. A. AIKEN – Dragon Touch / Dragon Fire (Band 3 + 4) von blackrose / NecroWeb Magazin.
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