“Thrash Metal aus Nürnberg”. So beschreiben Entera sich selbst sehr treffend. Das aktuelle Album “The War Goes On” klingt auch ruppig und rau, wie der klassische Thrash Metal aus den Achtzigern. Wir sprachen mit Carsten und Nino über ihre Einflüsse, ihre Musik und über die Band.
NecroWeb: Was bedeutet Entera überhaupt?
Carsten: Entera ist ein Begriff aus der Medizin und bedeutet so viel wie “Innereien” oder “Aus dem Inneren”.
NecroWeb: Ihr spielt nun schon seit 23 Jahren Thrash Metal. Wie kommt es, dass ihr in diesen vielen Jahren gerade einmal vier Longplayer produziert habt?
Carsten: Wir hatten anfangs einige Besetzungswechsel, das hat uns auch etwas zurückgeworfen. 1993 kam unsere erste Single “Crossing” raus und leider ist 1994 unser Gitarrist Jürgen gestorben. Da haben wir dann erst mal darüber nachgedacht, die Band aufzulösen und uns nach einiger Zeit doch entschlossen weiter zu machen. Jürgens Nachfolger musste aus gesundheitlichen Gründen auch wieder aufhören. Eine lange Zeit haben wir mit Aushilfsmusikern weiter gemacht und sind deswegen erst 2000 dazu gekommen unsere erste CD zu machen. 2003 folgte dann die zweite CD und im gleichen Jahr bin ich vom Saarland nach Nürnberg gezogen. Dort einen Proberaum zu finden, dauerte schon fast ein Jahr. Passende Musiker zu finden war auch nicht so leicht, sodass wir anfangs wieder mit Aushilfsmusikern arbeiteten, um wenigstens live spielen zu können. Erst 2006 hatten wir wieder feste Musiker und spielten auch sofort die nächste CD ein, die dann 2008 rauskam. Kurz danach mussten wir uns wieder auf die Suche nach einem Proberaum machen, da das Gebäude in dem wir waren, geschlossen wurde. Der Gitarrist und der Drummer sind dann, kurz nachdem wir einen Raum hatten, ausgestiegen. Der Gitarrist hatte keine Lust so viele Gigs zu spielen und der Drummer konnte wegen seinem Beruf nicht mehr weitermachen. Mit den neuen Musikern schrieben wir sofort neue Songs und brachten die vierte CD 2012 raus. Kurz nach der Veröffentlichung ist dann der Drummer weggezogen und der Gitarrist musste aus gesundheitlichen Gründen leider aufhören.
Jetzt sind wir dabei den neuen Drummer anzulernen und arbeiten wieder einmal mit einem Aushilfsgitarristen. Wir haben aber bereits sieben neue Songs fertig. Die nächste Veröffentlichung soll nicht mehr so lange dauern. Wenn es klappt, dann bringen wir bereits 2014 eine EP auf den Markt und hoffentlich bleibt dann das Line Up mal eine Zeit lang stabil.
NecroWeb: Wie seid ihr überhaupt zum Thrash Metal gekommen?
Carsten: Anfangs hörte ich fast nur Venom und ein wenig Iron Maiden. Mit dem Thrash Metal ging es ca 1983/84 los. Die erste Band war Slayer und als ich zum ersten mal Annihilator und Testament hörte, wollte ich auch eine Band gründen.
NecroWeb: Ihr habt euch in einer Zeit gegründet, als die Metal-Szene im Umbruch war: Viele neue Ideen und auch Bands, welche genreübergreifend spielten. Meiner Meinung nach hört man das in euren Songs, wie seht ihr das selbst? Inwieweit nahm dieser Wandel Einfluss auf eure Songs?
Carsten: Die ersten Songs von uns sind bereits 1989 entstanden, zu der Zeit war Thrash Metal schon nicht mehr so groß und es gab bei uns eine relativ große Grind Core Szene. Dann kamen Anfang der 90er viele melodische Death Metal Bands groß raus, die uns aber überhaupt nicht interessierten. Wir wollen Thrash Metal machen, verschlossen uns aber nicht neuen Einflüßen. Auf der ersten CD (Betrayal Against Time, 2000) sind schon sehr unterschiedliche Songs drauf. Das liegt daran, dass die Songs in unterschiedlichen Besetzungen über ca. sechs Jahre hinweg entstanden sind. Wir versuchen die Songs so interessant wie möglich zu schreiben. Hin und wieder hört man auch einen kleinen Punk Einfluss raus, wie z.B. in dem Song “AQNSE” von 1998, oder auch in “He Has Not All Pickets In His Fence” auf der aktuellen CD. Da hatten wir wohl Overkill im Hinterkopf.
NecroWeb: Wenn man verschiedene Reviews sieht, tauchen immer wieder die Namen Anthrax und Megadeth als Einflüsse auf. Ich meine auch ein bisschen Sodom und Slayer durchzuhören. Wen würdet ihr selber als eure Einflüsse bezeichnen?
Carsten: Bei Anthrax, Megadeth und Slayer würde ich dir zustimmen. Sodom höre ich, aber musikalisch haben sie keinen Einfluss auf uns. Vielleicht gibt es kleine Ähnlichkeiten hin und wieder beim Gesang. Musikalisch sind wir wohl am meisten von Annihilator, Slayer, Exodus und Testament beeinflusst worden. Richtige Vorbilder habe ich aber keine. Wir haben schon immer versucht, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und auch einen eigenständigen Sound zu haben.
NecroWeb: Wenn man sich die Bandgeschichte ansieht, fällt auf, dass Carsten die Konstante in der Band zu sein scheint und der Rest fluktuiert. Woran liegt das? Sucht ihr neue Einflüsse und Ideen?
Carsten: Dass ich der Einzige aus der Originalbesetzung bin, ist natürlich nicht beabsichtigt. Es ist sehr schwer Leute zu finden, die über einen langen Zeitraum so viel Zeit in die Band investieren wollen. Viele steigen ein und merken dann nach einem Jahr erst, wie viel Arbeit in der Band steckt. Proben, Konzerte spielen (wir sind öfter übers Wochenende unterwegs), Interviews geben, Flyer verteilen, Videos drehen usw. Es gibt schon mal Wochen, da gehen vier oder fünf Tage für die Band drauf. Bei CD Aufnahmen sind es dann mehrere Wochen, an denen wir uns fast täglich im Proberaum treffen. Das realisieren viele erst, wenn sie das mal mitgemacht haben. Mir wäre es am liebsten, wenn die Besetzung schon immer gleich geblieben wäre. Wir haben auch nichts gegen neue Ideen und Einflüsse, so lange die grobe Richtung Thrash Metal bleibt, ist alles erlaubt.
NecroWeb: Haben diese Besetzungswechsel euren Stil und die Musik beeinflusst? Wenn ja, wie?
Carsten: Jeder Besetzungswechsel ändert auch leicht den Stil der Band. Das hört man den Veröffentlichungen von uns auch an, das ist aber nicht negativ. Die Fans sind es gewöhnt, dass wir öfter mal was anderes machen. Die Single hatte leichte Doom und Death Metal Einflüsse, bei der ersten CD waren die Songs länger und progressiver. Die zweite CD (“Believe”) war dann durch den Besetzungswechsel etwas eingängiger und langsamer. CD Nummer drei wurde wieder etwas schneller und jetzt bei der aktuellen CD “The War Goes On” haben wir das Tempo deutlich angezogen. Wir schreiben die Songs gemeinsam im Proberaum. Jeder schlägt ein Riff vor und wir nehmen nur die, bei denen alle zugestimmt haben.
Nino: Meine Soli klingen vielleicht mehr nach Andy James, Victor Smolski und Synyster Gates. Da mein Vorgänger aber auch viele Shredding Soli gemacht hat, beeinflusst das die Musik aber nicht wirklich.
NecroWeb: Auf “The War Goes On” sind verschiedene Einflüsse anderer Stile zu hören, die Doublebass beispielsweise könnte auch streckenweise gut bei einer Death- oder Power-Metal Band unterkommen. Was hört ihr selber für Musik?
Carsten: Ich höre viel Thrash Metal wie z.B. Exodus, Slayer, Testament, Dark Angel, Demolition Hammer, FKÜ, aber auch alten Death wie Massacre, Obituary, Cannibal Corpse, Autopsy und noch die klassischen Metal Bands wie Accept, Iron Maiden und AC/DC.
Nino: Da ich etwas jünger bin und die großen Trash Bands verpasst habe, höre ich Bands wie Trivium, Korn, Periphery und Rage. Seit ich bei Entera bin, höre ich aber auch öfter Thrash Bands wie Slayer, Exodus und Testament.
NecroWeb: Laut eurer Website sucht ihr einen neuen Gitarristen. Was muss ein Musiker mitbringen, um bei Entera unterzukommen und seinen Teil beitragen zu können?
Carsten: Der Gitarrist sollte bereit sein, circa 30 – 50 Gigs pro Jahr zu spielen, ein bis zweimal pro Woche ist Probe. Er sollte Soli spielen können, da wir nur ein Trio sind und er sollte auf jeden Fall Ideen für Songs haben. Er sollte auch aus dem Nürnberger Raum kommen, da wir noch “altmodisch” die Songs im Proberaum schreiben.
NecroWeb: Ihr habt eine sehr schöne, ausführliche Website und betreibt gutes Marketing. Wie wichtig ist euch das?
Carsten: Die Homepage ist uns sehr wichtig. Die Leute wollen Bilder sehen und Infos über uns finden. Dafür machen wir bei Facebook, Myspace usw nicht so viel. Wir pflegen lieber unsere Seite, da redet uns auch keiner rein, was das Aussehen und den Inhalt betrifft. Das nervt bei Facebook usw schon enorm. Durch die Jahre haben wir auch einiges an Merch wie CDs, Singles, Shirts, Patches, Feuerzeuge, Schals… Wobei wir fast alles zu unserem Einkaufspreis verkaufen. Wir sind keine Profi-Band uns müssen deshalb auch nicht davon leben.
NecroWeb: Eure CD “The War Goes On” ist streng limitiert und mit einem CD-Rom Part versehen. Wie seid ihr darauf gekommen? Und warum die Limitierung?
Carsten: Jede Entera CD ist entweder komplett mit Musik gefüllt, oder es ist ein CD-Rom Part mit drauf. Wobei die Musik natürlich wichtiger ist als der CD- Rom Part. Der bekommt so viel Platz wie halt übrig ist. Wir haben schon einiges an Lob bekommen für unsere CDRom Parts und wir verändern die auch ständig. Es gibt Bilder, Wallpaper, Interviews, Videos, Konzertlisten und noch einiges mehr. Auf jedem CD-Rom Part sind Sachen, die es auch nur dort gibt. Die werden auch nicht später auf der Homepage zu finden sein.
NecroWeb: Wo kann man euch in der nächsten Zeit (Dezember / Januar) live erleben?
Carsten: Die meisten Gigs waren jetzt von September bis November. Im Dezember steht bisher nur ein Gig in Weiden bei Grafenwöhr fest. Ich hoffe, dass wir noch den ein oder anderen Gig bekommen.
NecroWeb: Nun zu unseren Schnellschussfragen. Ein Abend mit Kumpels. Euer Album läuft. Die Wahl fällt dabei auf welches Getränk?
Carsten: Bei mir auf Cola, bei den anderen Bier.
NecroWeb: Live spielen oder Studioarbeit?
Carsten: Bei mir eindeutig live, wobei ich die Studioarbeit auch mag.
NecroWeb: Wann kommt ein neues Album?
Carsten: Ein komplettes Album wohl erst 2015, eine Single evtl. 2014.
NecroWeb: Im Proberaum: Eher lustiges Beisammensein oder konzentriertes Arbeiten?
Carsten: Beides, wobei aus Zeitmangel das Arbeiten im Vordergrund steht.
NecroWeb: Euer schönster Liveauftritt war…
Carsten: 2011 mit Master im KV in Nürnberg.
NecroWeb: Die aktuelle Metalszene in Deutschland ist…
Carsten: Leider nicht mehr wie in den 80ern.
NecroWeb: Ich bedanke mich für das Interview und wünsche Euch alles Gute für die Zukunft! Möchtet Ihr unseren Lesern noch etwas mitteilen?
Carsten: Vielen Dank für das Interview. Gruß an alle Leser und Fans. Schaut mal auf unserer Homepage http://www.entera.org vorbei.
Quelle: ENTERA von Mutterkorn / NecroWeb Magazin.
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