Bewertung : 6.5 von 10 Punkte
18 Jahre ist es bereits her, seit Eisregens Frontsänger Michael “Blutkehle” Roth die ersten morbiden Texte ins Mikrofon gekeift hat. Jetzt feiert die Band Jubiläum: “Todestage” ist ihr zehntes Album, wie gewohnt ein alliterarischer Titel, der über Massacre Records veröffentlicht wurde.
Ich stehe den neueren Werken von Eisregen immer etwas mit gemischten Gefühlen gegenüber: “Blutbahnen” empfand ich als einen ziemlichen Fehlgriff seitens der Band, “Knochenkult” hat mir dann wieder gefallen, “Schlangensonne” nicht und “Rostrot” konnte mich wieder überzeugen. Gemessen an dieser Abfolge dürfte mir “Todestage” eigentlich eher negativ im Gedächtnis bleiben. Dem ist zum Glück nicht so!
Wenngleich das Album nicht ohne Schwächen auskommt, zeigen sich Eisregen erfreulicherweise von ihrer besseren Seite und präsentieren dem Hörer elf Titel (auf der Digipak-Version sind es zwölf), die – wie soll es auch anders sein – von Tod, Wahnsinn und Verderben handeln und dem geneigten Hörer sicherlich das bieten, was er erwartet.
Allerdings mit ein paar kleinen Änderungen: “Todestage” fällt um einige Stufen härter aus, als seine Vorgänger; auf richtigen Cleangesang wurde komplett verzichtet, dafür der Anteil an Blastbeat-Passagen gehörig in die Höhe geschraubt!
Außerdem hat die Band, wohl um der alten Zeiten willen, dem Repertoire an Instrumenten wieder eine echte Geige hinzugefügt und für den Bonustrack auf der Digipak-Version erstmals in ihrer Geschichte eine andere, ganz spezielle Person ans Mikrofon gelassen.
Stichwort alte Zeiten: Mit dem Text des einleitenden Liedes “Waldgott”, der von einem schrecklichen Etwas handelt, das im Wald nahe einem Dorf lebt und dieses Dorf eines Nachts heimsucht, wurde ich zum ersten Mal seit Jahren wieder von dem leichten Gefühl des Grauens erfüllt, das ich zu Zeiten von “Krebskolonie” und “Farbenfinsternis” bei fast jedem Track der Band verspürt habe.
Mit der passenden musikalischen Untermalung wird eine schlichtweg ‘böse’ Atmosphäre erzeugt – wenn da nicht der völlig unpassende Schluss wäre … dass Eisregen mittlerweile auch einen gewissen Humor unter Beweis gestellt haben, ist kein Geheimnis und wird auch in anderen Liedern hin und wieder deutlich, hier jedoch verdirbt es die komplette Stimmung. Blendet man das Ende jedoch aus, ist “Waldgott” bereits einer der Höhepunkte des Albums.
Zu diesen gesellen sich noch das klavierbetonte “Oh Wie Sie Schrie”, das mit einer leicht verstörenden (und doch eingängigen) Elektromelodie versehene “Mitternacht” sowie das recht balladesk gehaltene “Ostern Am Narbenhimmel”.
Diesmal fehlt es der Scheibe jedoch an einem typischen ‘Hit’, wie damals “Meine Tote Russische Freundin”, “Blutgeil” oder “Eisenkreuzkrieger”. Dem am nächsten kommt vielleicht noch die ziemlich rockige Titelnummer, auch wenn sie nicht die Eingängigkeit genannter Lieder erreicht.
Schwächen zeigt das Album mehr bei seinen schnelleren Parts: Die beiden blastbeatlastigen Stücke “Höllenfahrt” und “Familienbande” sind mir zu 08/15 für eine Band, die es geschafft hat, sich deutlich von der Masse abzuheben.
Auf Konzerten werden sich die Fans beim Pogo sicherlich die eine oder andere blutige Nase holen, aber für das private Hören wird hier einfach zu wenig Innovation gezeigt.
Zum Bonustitel: Bei “Eisenherz” ertönt die Stimme von niemand Geringerem als Michael Roths eigenem Sohn, der zu derselben musikalischen Begleitung wie “Mitternacht” eine Art Gedicht aufsagt. Klingt ganz nett, recht putzig fand ich es, dass der Sohnemann seinem Vater scheinbar nacheifert und auf die gleiche unverwechselbare Weise das R rollt.
Fazit: Abschließend bleibt nicht mehr viel zu sagen. Eisregen liefern ein Album ab, wie man es von ihnen gewohnt ist.
Vielleicht etwas zu wenig für eine Jubiläums-CD, aber Fans werden sicherlich zufriedengestellt werden.
Eisregen – “Lang Lebe Die Nadel”
Quelle: EISREGEN – Todestage von Blutrabe / NecroWeb Magazin.
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